Als Freelancerin weiß ich: ein Tag ohne Rechnung schreiben kann ärgerlich sein — ein Tag ohne Zugriff auf deine Kundendaten oder Arbeitsprojekte kann existenzgefährdend sein. Ransomware ist keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine reale Gefahr, die gezielt Selbständige und kleine Unternehmen trifft. Hier teile ich meine praktische Sicherheitscheckliste, die ich selbst anwende oder bei Kolleginnen und Kollegen empfehle, damit dein Business gegen Erpressungssoftware widerstandsfähiger wird.
Warum Freelancer besonders gefährdet sind
Freelancer haben oft weniger Ressourcen für IT-Sicherheit als größere Unternehmen: kein dedizierter IT-Support, verteilte Geräte (Home-Office, Coworking-Space, Laptop unterwegs), gemischte Nutzung von privaten und beruflichen Konten. Gleichzeitig sind viele Daten kritisch — Kundendaten, Projektdateien, Rechnungen. Für Angreifer sind Freelance-Umgebungen attraktive Ziele, weil der Schutz häufig lückenhaft ist und ein erfolgreicher Angriff schnelle Erpressungserfolge verspricht.
Grundprinzipien, die du sofort umsetzen kannst
- Backups sind heilig: Erstelle eine 3-2-1-Strategie: drei Kopien deiner Daten, auf zwei verschiedenen Medien, eine Kopie an einem offsite Ort. Das heißt z. B. lokale SSD, NAS und Cloud-Backup (verschlüsselt).
- Segmentiere Geräte: Nutze separate Geräte oder zumindest separate Benutzerkonten für Berufs- und Privatnutzung. So reduzierst du die Angriffsfläche.
- Aktualisiere regelmäßig: Betriebssystem, Anwendungen und Plugins — sie sind die häufigsten Einfallstore. Automatische Updates sind sinnvoll, aber teste kritische Updates bei produktiver Nutzung zuerst.
- Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Schütze E-Mail, Cloud-Speicher, Zahlungsanbieter und Projektmanagement-Tools mit MFA. Hardware-Keys (YubiKey, SoloKey) sind noch sicherer als SMS- oder App-basiertes MFA.
- Least Privilege: Arbeite nur mit den Rechten, die du brauchst. Admin-Accounts nur für Admin-Aufgaben nutzen.
Technische Maßnahmen, die sich lohnen
Ich setze auf pragmatische Tools, die sich ohne großen Overhead integrieren lassen:
- Antivirus/EDR: Moderne Endpoint Detection & Response (EDR)-Lösungen wie SentinelOne, CrowdStrike oder auch Business-Varianten von Bitdefender erkennen nicht nur Signaturen, sondern auch verdächtiges Verhalten.
- Firewall & Netzwerksegmentierung: Nutze die Firewall deines Routers und, wenn möglich, ein VLAN für IoT-Geräte. So wird ein kompromittiertes Smart-Home-Gerät nicht zur Brücke auf deine Arbeitsdaten.
- Mail-Filterung: Ein leistungsfähiges E-Mail-Security-Tool (z. B. Mimecast, Google Workspace mit Advanced Protection) reduziert Phishing-Links und bösartige Anhänge. Phishing ist der häufigste Einstieg in Ransomware-Fälle.
- Verschlüsselung: Aktiviere Festplattenverschlüsselung (BitLocker, FileVault). Sollte dein Gerät gestohlen werden, haben Angreifer es schwerer.
- Patch-Management: Nutze Tools oder einfache Automatisierungen, um kritische Updates schnell zu verteilen. Auch Router- und NAS-Firmware gehören dazu.
Backups — konkret und praktisch
Ein Backup ist nur so gut wie sein Test. Ich empfehle:
- Automatische tägliche Backups der wichtigsten Projektordner.
- Wöchentliche Vollbackups.
- Mindestens eine Offline-Kopie (externe Festplatte, die nach dem Backup getrennt wird).
- Regelmäßige Wiederherstellungs-Tests: mindestens einmal pro Quartal eine Datei oder einen Ordner wiederherstellen.
| Backup-Typ | Vorteil | Nachteil |
|---|---|---|
| Lokale SSD/NAS | Schnelle Wiederherstellung | Kann bei Ransomware mit betroffen werden |
| Cloud (verschlüsselt) | Offsite, automatisiert | Monatliche Kosten, abhängig vom Anbieter |
| Offline-Backup | Immun gegen Online-Angriffe | Manueller Aufwand |
Verhalten im Alltag — Prävention durch Gewohnheit
Technik hilft viel, aber meine besten Sicherheits-Gewohnheiten sind simpel:
- Keine unbekannten Anhänge öffnen — auch wenn die Mail glaubwürdig aussieht. Im Zweifel anrufen.
- Links prüfen, bevor du sie anklickst: Maus über den Link bewegen, URL lesen.
- Vertrauenswürdige Passwortmanager nutzen (z. B. Bitwarden, 1Password) und für jedes Konto ein einzigartiges Passwort verwenden.
- Keine Administratorrechte im Alltag verwenden.
Was tun, wenn es trotz allem passiert?
Ein Plan im Notfall reduziert Schaden und Stress enorm. Meine empfohlenen Schritte:
- Isoliere das betroffene Gerät sofort vom Netzwerk (WLAN aus, Netzwerkkabel ziehen).
- Informiere deine wichtigsten Kundinnen und Kunden proaktiv — Transparenz ist wichtig und oft rechtlich sinnvoll.
- Prüfe deine Backups und spiele keine Dateien zurück, bevor du nicht sicher bist, dass die Ransomware entfernt ist.
- Ziehe professionelle Hilfe hinzu: IT-Forensik oder spezialisierte Dienstleister. Bei sensiblen Daten kann auch rechtlicher Rat sinnvoll sein.
- Bezahle kein Lösegeld, ohne die Folgen zu prüfen — Zahlung garantiert nicht die vollständige Wiederherstellung und kann rechtliche/imaginäre Risiken bergen.
Risikominimierung: Versicherungen, Verträge und Kommunikation
Als Freelancerin habe ich vor einigen Jahren eine Cyber-Versicherung abgeschlossen. Sie kann im Schadenfall helfen, Kosten für IT-Dienstleister, Benachrichtigungen und Betriebsunterbrechung abzudecken. Achte auf die Bedingungen: manche Versicherungen verlangen bestimmte Mindestmaßnahmen (z. B. MFA, Backups), sonst kann die Leistung entfallen.
In Verträgen mit Kundinnen und Kunden ist es hilfreich, Haftungsfragen bei Datenverlust zu regeln und klare Anforderungen an Datensicherheit zu definieren — das schützt beide Seiten und schafft Klarheit, falls etwas schiefgeht.
Tools und Produkte, die ich empfehle
- Password Manager: Bitwarden oder 1Password — Open-Source- bzw. sehr vertrauenswürdige Lösungen.
- EDR/Antivirus: Bitdefender GravityZone, SentinelOne oder CrowdStrike für höhere Sicherheitsebene.
- Backup: Backblaze B2, Wasabi oder ein verschlüsselter Cloud-Dienst plus lokale NAS (Synology, QNAP) mit Versionierung.
- Hardware-Key: YubiKey für besonders kritische Konten.
Ransomware ist kein abgegrenztes IT-Problem, sondern Geschäftsrisikomanagement. Kleine, konsequente Maßnahmen — tägliche Backups, MFA, vorsichtiges Mail-Verhalten, Updates und ein Notfallplan — reduzieren das Risiko massiv. Ich überprüfe meine Routinen mindestens halbjährlich und passe Tools an neue Bedrohungen an. Wenn du möchtest, kann ich dir eine Vorlage für einen persönlichen Notfallplan oder eine einfache Backup-Checkliste zum Ausdrucken zusammenstellen.