Als Technikjournalistin und Nutzerin unterschiedlichster Wearables frage ich mich ständig: Welche Spuren hinterlasse ich, wenn ich meinen Fitness‑Tracker trage — und was passiert mit diesen Daten, wenn ich das Gerät weiterverkaufe? In diesem Artikel erkläre ich aus eigener Erfahrung und Praxiswissen, welche Daten moderne Tracker wirklich sammeln, welche Risiken damit verbunden sind und wie du dein Gerät vor dem Verkauf so säuberst, dass deine persönlichen Daten nicht in fremde Hände geraten.

Welche Daten sammelt ein Fitness‑Tracker wirklich?

Fitness‑Tracker sind längst nicht mehr nur Schrittzähler. Je nach Modell und Hersteller können sie eine erstaunlich breite Palette an Daten erfassen — teils direkt, teils indirekt:

  • Bewegungsdaten: Schrittanzahl, Aktivitätsminuten, Kalorienverbrauch, Trainingsarten.
  • Herz‑ und Vitalwerte: Herzfrequenz (auch kontinuierlich), Herzfrequenzvariabilität (HRV), Blut­sauerstoffsättigung (SpO2), Stress‑Schätzungen.
  • Schlafdaten: Schlafphasen, Schlafdauer, Einschlaf‑ und Aufwachzeiten, Schlafqualität.
  • Positionsdaten: GPS‑Trackings, Routen, Standortverläufe (bei GPS‑fähigen Geräten).
  • Biometrische Daten: Körpermaße, Gewicht (wenn synchronisierte Waage), Metadaten aus Trainingsdaten.
  • Audio und Mikrofon: Manche Smartwatches erlauben Sprachassistenten oder Aufnahmen — theoretisch können Audiodaten an Server gesendet werden.
  • Kontakte und Kalender: Wenn das Gerät Benachrichtigungen spiegelt, können Metadaten von Anrufen, SMS, E‑Mails und Kalendern vorhanden sein.
  • Sensordaten und Rohdaten: Beschleunigungs‑, Gyroskop‑ und Umgebungsdaten, die Rückschlüsse auf Bewegungsmuster zulassen.
  • Geräte‑ und Nutzer‑IDs: Seriennummern, Bluetooth‑MAC‑Adressen, Werbe‑IDs, Konto‑IDs bei Herstellern (z. B. Fitbit, Garmin, Apple).
  • Cloud‑Backups: Synchronisierte Daten in Hersteller‑Clouds (Apple Health/HealthKit, Google Fit, Fitbit Cloud) und Drittanbieter‑Diensten.

Warum sind diese Daten sensibel?

Auf den ersten Blick wirkt ein Schrittzähler harmlos. Aber kombiniert geben die Daten tiefe Einblicke in dein Leben:

  • Routen und tägliche Muster können Rückschlüsse auf Wohn‑ oder Arbeitsorte erlauben.
  • Herz‑ und Schlafdaten sind Gesundheitsdaten — rechtlich und ethisch besonders schützenswert.
  • Smarte Notification‑Metadaten können auf soziale Kontakte und Kommunikations‑Gewohnheiten hinweisen.
  • Geräte‑IDs erlauben Tracking über verschiedene Dienste hinweg und können für Profiling genutzt werden.

Konkrete Beispiele: Was Hersteller typischerweise speichern

Aus meinen Tests und Analysen weiss ich: Hersteller wie Apple (Apple Watch), Fitbit, Garmin, Xiaomi, Huawei speichern in der Regel:

  • Aggregierte Gesundheits‑ und Aktivitätsdaten in der Cloud.
  • Roh‑GPS‑Routen der Trainingssessions (bei aktiviertem GPS).
  • Backups (z. B. Gesundheitsdaten in iCloud, Fitbit Account‑Daten auf Fitbit‑Servern).
  • Logfiles zu Verbindungsereignissen, Firmware‑Updates und Fehlerberichten.

Tabelle: Datenkategorie vs. Risiko

DatenkategorieBeispielRisiko
PositionsdatenGPS‑RoutenHohe Nachverfolgbarkeit, mögliche Rückschlüsse auf Zuhause/Arbeitsplatz
HerzdatenRuheherzfrequenz, HRVGesundheitsprofil, Diskriminierungsrisiko
SchlafdatenSchlafphasen‑TimingRoutinenanalyse, Rückschlüsse auf Abwesenheit
MetadatenGeräte‑IDs, Account‑IDsProfiling, Tracking über Dienste hinweg

Wie schützt du deine Daten vor dem Verkauf eines Trackers?

Ich habe zahlreiche Geräte zurückgesetzt und für Verkaufsvorbereitungen getestet. Folge diesen Schritten, um möglichst sicherzugehen, dass persönliche Spuren verschwinden:

  • 1. Entkopple das Gerät vom Konto: Deaktiviere die Verbindung zur Hersteller‑App und melde dich aus deinem Konto ab. Bei Apple: Gerät in der Watch‑App entfernen und Mein iPhone suchen/Find My deaktivieren.
  • 2. Entferne Verknüpfte Accounts und Zahlungsmethoden: Lösche verknüpfte Konten (z. B. Google, Fitbit, Garmin) und entferne Zahlungsdaten bei Smartwatches mit NFC‑Zahlfunktion.
  • 3. Komplettes Zurücksetzen auf Werkseinstellungen: Führe den Factory Reset durch — nicht nur Abmelden. Bei manchen Geräten heißt es „Zurücksetzen“ oder „Löschen aller Daten“.
  • 4. Cloud‑Backups löschen: Lösche Health‑ und Backup‑Daten in iCloud, Google Drive, Fitbit Web‑Dashboard oder dem Herstellerportal.
  • 5. SIM/eSIM entfernen: Bei LTE‑fähigen Smartwatches: SIM/eSIM löschen oder deaktivieren.
  • 6. Bluetooth‑Kopplungen zurücksetzen: Entferne alle zuvor gekoppelte Geräte aus der Liste (auf Telefon und Tracker) — sonst bleiben Wiedererkennungsdaten zurück.
  • 7. Firmware‑Daten und Logs prüfen: Manche Hersteller bieten die Möglichkeit, Diagnosedaten zu löschen oder zu deaktivieren — schau in den Einstellungen nach.
  • 8. Physisch reinigen: Entferne eine SD‑Karte (falls vorhanden) und setze das Gerät nach dem Reset nochmal zurück, um Resteinträge auszuschließen.
  • 9. Account beim Käufer nicht gleichzeitig einrichten: Gib das Gerät erst vollständig frei, wenn du sicher bist, dass deine Konten getrennt sind — ich empfehle eine Probe, indem du das Gerät wie ein Neukauf einrichtest.

Checkliste vor dem Verkauf

  • Alle Konten entfernen (Herstellerkonto, Google, Apple, Fitbit etc.).
  • Werkseinstellungen durchführen und Bestätigung abwarten.
  • Cloud‑Backups und synchronisierte Daten manuell löschen.
  • SIM/eSIM/SD entfernen.
  • Gerät aus „Meine Geräte“/Kontolisten löschen (z. B. Apple‑ID, Fitbit‑Web).
  • Sobald möglich: Käufer dazu auffordern, das Gerät neu einzurichten und eigene Daten hinzuzufügen.

Weitere Schutzmaßnahmen — schon während der Nutzung

Es ist sinnvoll, bereits bei Kauf und Nutzung datenschutzbewusste Entscheidungen zu treffen:

  • Zugriffsrechte einschränken: Erlaube nur notwendige Berechtigungen (z. B. kein Standortzugriff, wenn du kein GPS nutzt).
  • Lokale statt Cloud‑Sync: Wenn möglich, wähle lokale Speicherung oder verschlüsselte Backups.
  • Starke Authentifizierung: Nutze PIN, Passcode oder Biometrie auf dem Gerät.
  • Regelmäßige Firmware‑Updates: Updates schließen Sicherheitslücken, die Missbrauch ermöglichen könnten.
  • Privacy‑freundliche Geräte: Hersteller wie Apple betreiben oft strengere Datenschutz‑Policies; kleine Hersteller können aber bessere lokale Optionen bieten.
  • Alternative Software: Für manche Tracker gibt es Open‑Source‑Alternativen oder Third‑Party‑Apps, die weniger Daten an Cloud‑Dienste senden.

Was tun, wenn du Daten nachträglich entdecken solltest?

Falls du nach dem Verkauf feststellst, dass noch Daten auf Servern liegen oder dein Gerät noch verknüpft ist:

  • Kontaktiere den Hersteller‑Support und bitte um Löschung deiner Daten (tinge dein Recht auf Löschung nach DSGVO ein, falls anwendbar).
  • Ändere Passwörter der verknüpften Konten und aktiviere Zwei‑Faktor‑Authentifizierung.
  • Fordere bei Bedarf eine Datenkopie an, um zu prüfen, welche Informationen gespeichert sind.

Als jemand, der Geräte testet und wieder verkauft, empfehle ich: Nimm dir die fünf bis zehn Minuten Zeit für die beschriebenen Schritte. Viele Käufer denken nicht daran — und Rückstände können später zu unangenehmen Überraschungen führen. Wenn du willst, kann ich dir auch eine druckbare Checkliste im PDF‑Format erstellen, die du vor jedem Verkauf abhaken kannst.